Es sollte der große Befreiungsschlag des Wolfgang Niersbach werden. Der DFB-Präsident wollte mit dem Bericht des „Spiegel“ aufräumen, in dem es hieß, Deutschland habe die WM 2006 durch eine Bestechungszahlung in Höhe von zehn Millionen Schweizer Franken (6,7 Millionen Euro) erhalten. Die Verteidigungsrede auf der Pressekonferenz geriet für einen schlecht vorbereitet wirkenden und häufig stammelnden Niersbach insbesondere bei den Nachfragen zum Desaster. Die Version des Verbandspräsidenten, weshalb das Geld an die FIFA floss, was vom DFB nicht bestritten wird, war tatsächlich noch schlimmer als das, was der „Spiegel“ berichtet hatte. Jener ging davon aus, dass mit dem Geld, dass vom früheren Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus stammte, im Jahr 2000 die Stimmen der asiatischen Mitglieder des FIFA-Exekutiv-Komitees gekauft worden seien. Dem widerspricht Niersbach.
Niersbachs Version
Tatsächlich sei das Geld erst 2002 geflossen, so der DFB-Präsident. Franz Beckenbauer habe als WM-Organisationschef eine Finanzierungshilfe der FIFA in Höhe von 170 Millionen Euro haben wollen. Der Weltverband habe im Gegenzug eine Sicherheitsleistung in Höhe der zehn Millionen Franken verlangt. Da das Organisationskomitee damals aber noch kein Geld gehabt habe, wollte Beckenbauer die Summe erst aus eigener Tasche zahlen, so Niersbach. Weshalb dann Louis-Dreyfus gezahlt habe, wisse er nicht. An einen Zahlungsvermerk, der mit seiner Handschrift versehen sei, über den der „Spiegel“ berichtete, könne er sich nicht erinnern. Die Zahlung habe aber nichts damit zu tun gehabt, dass im Dezember 2002 überraschend der Ausrüster-Vertrag mit Adidas doch wieder verlängert worden sei.
Und die stammelnden Antworten von Niersbach gingen noch weiter: Weshalb das WM-OK keine Bankbürgschaft beantragt habe für die Sicherheitsleistung, könne er ebenfalls nicht sagen. Auch, weshalb der DFB, immerhin einer der reichsten Verbände auf dem Planeten, nicht gezahlt habe, wisse er nicht mehr.
FIFA widerspricht Niersbach
Diese Einlassungen wären eigentlich schon schlimm genug, doch die FIFA ließ es sich nicht nehmen, Niersbach praktisch sofort nach dessen Pressekonferenz zu widersprechen. Natürlich habe man keine Sicherheitsleistung verlangt. Das habe man noch nie von irgendeinem WM-Ausrichter. Statt Licht ins Dunkel zu bringen, hat Niersbach nur viele neue Fragen aufgeworfen.